Es war und blieb verflixt. Ludwig van Beethoven wurde seine Schwierigkeiten, die er mit der Gattung Oper hatte, nie los. Prominentestes Beispiel dafür ist seine Oper „Fidelio“, die in der Erstfassung noch den Titel „Leonore“ trägt. Dabei fällt es Beethoven eigentlich nicht schwer, Gefühle zu vertonen: Liebe, Hass, Enttäuschung, Freude – all das kleidet er in unverwechselbare musikalische Ausdrucksformen. Doch hatte er nun mal seine Probleme mit einem erzählenden Rahmen und der durchgehenden Handlung eines Textbuches.
„Fidelio“ ist eine Befreiungsoper, ein Bühnenwerk gegen Diktator, Unterdrückung, Willkür. Im Zentrum steht, normalerweise, eine als Mann verkleidete Frau, die die Lösung aller auftauchenden Probleme ins Rollen bringt. In Gelsenkirchen ist das allerdings etwas anders. „Fidelio schweigt“ heißt die neue Produktion. Die Komponistin Charlotte Seither streift der Titelheldin Leonore ihre Männerkleidung ab. Sie webt geräuschhafte, expressive Klänge direkt in Beethovens Original und stellt außerdem Leonore einen Frauenchor an die Seite. Dazu gibt es neue Texte, die Regisseur Hermann Schneider beisteuert. Ist das nun Beethoven 2.0? Oder ein auf heutige Entwicklungen reagierender „Fidelio“? Spannung ist garantiert. Peter Kattermann als Dirigent wird ebenfalls einen Spagat vollführen müssen.